Essen. Um den Essener „Leberpapst“ geht es in der neuen Podcastfolge des Gerichtsreporters. Er forderte Geld, um Menschen vor dem Tod zu retten.

Vom Gott in Weiß zum Strafgefangenen. Das ist die Karriere des Christoph Broelsch, der Essener „Leberpapst“, wie der Professor und mehrfacher Doktor der Medizin genannt wurde. Seit 1998 arbeitete er am Universitätsklinikum Essen, rettete durch Transplantationen vielen Menschen das Leben. Doch sein weißer Kittel hat durch illegale Geldforderungen für Transplantationen viele dunkle Flecken erhalten.

Der Gerichtsreporter unserer Zeitung, Stefan Wette, schreibt seit über drei Jahrzehnten über Strafprozesse aus dem Ruhrgebiet. In der neusten Folge seines Podcasts „Der Gerichtsreporter“ spricht er über Christoph Broelsch, den „Leberpapst“ von Essen. Spannend findet Wette an diesem Fall, dass kein Wahnsinniger, sondern ein „ganz normaler Mensch“ zum Verbrecher wurde.

Wer ist Christoph Broelsch?

Broelsch wurde im September 1944 in Hanau in Hessen als Kind eines evangelischen Pfarrers geboren. Er wuchs mit fünf Geschwistern auf. Im Prozess stellte Broelsch immer wieder seine christlichen Werte heraus, die er von seinem Vater mitbekommen habe. Als Broelsch zwölf Jahre alt war, zog die Familie nach Bremen, drei Jahre später nach Berlin. Nach dem Abitur in der Hauptstadt zog Broelsch zum Medizinstudium nach Köln um. Nach seiner Approbation zum Arzt 1970 begann er mit der Facharztausbildung für Chirurgie, wo er sich auf Organverpflanzungen spezialisierte.

Neue Operationsmethode bringt weltweites Renommee

1984 ging Broelsch als Professor nach Chicago. Fünf Jahre später führte er erstmals weltweit eine Lebendtransplantation einer Leber durch. Diese Methode hat Broelsch maßgeblich selbst entwickelt. Da die Leber ein nachwachsendes Organ ist, hat Broelsch die Leber eines lebenden Spenders geteilt, um eine Hälfte einem kranken Patienten einzupflanzen. Im Körper des Kranken wächst die Leber dann zu einem kompletten Organ heran.

1990 wechselte der Chirurg nach Eppendorf, 1998 dann nach Essen, wo er sich durch internationale Patienten als „Leberpapst“ einen Namen machte. Zudem wurde er Leibarzt von Bundespräsident Johannes Rau.

Patienten „spenden“ aus Todesangst für eine neue Leber

Im Jahr 2007 wurden illegale Geldforderungen des Star-Chirurgen aufgedeckt. Das Klinikum suspendierte Broelsch. Doch Zweifel an der Integrität des Leberpapstes kamen schon zuvor auf. In Essen nutzte Broelsch die Todesangst von Patienten aus. Er verlangte von ihnen eine Geldspende in vier- bis fünfstelliger Höhe, damit sie schnellstmöglich operiert werden. Und das von ihm persönlich. Die Warteliste sollte so umgangen werden.

In der Anklage wurden 30 Fälle solcher erpressten Spenden aufgedeckt. Der Chirurg hingegen verteidigte sein Vorgehen. Das Geld sollte Kassenpatienten zu Gute kommen. Dem war aber laut Gericht nicht so. Stattdessen hat er das Geld in verschiedene Taschen, auch in die eigene, gewirtschaftet.

im Alter von 65 Jahren wurde Christoph Broelsch zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Die Zuschauer im Gericht waren geteilter Meinung. Einerseits Patienten, die ihm sein Leben verdanken, andererseits Menschen, deren Angehörige nicht zum Zuge kamen oder das unethische Angebot ablehnten.

Der Podcast „Der Gerichtsreporter“ ist auf allen gängigen Streamingdiensten und auf Youtube verfügbar. Außerdem hat der Gerichtsreporter einen Account auf instagram: @der_gerichtsreporter